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Die fromme Edelfrau.

Es war einmal eine Edelfrau, bei der hatten es die Köchinnen herzlich schlecht. Die Fleischstücke zählte sie ihnen jeden Morgen in den Topf; und wenn beim Mittagessen dann nicht so viel auf der Schüssel war, als sie am Morgen in den Kessel gegeben hatte, so schalt sie die Mädchen Spitzbuben und Diebe und bedachte nicht, daß rohes Fleisch zusammen läuft, wenn es gekocht wird.

Keine Köchin mochte darum lange aushalten im Dienste, und endlich mietete die Edelfrau des Küsters Tochter. Als dieselbe nach acht Tagen ihren Vater besuchte und der sie fragte, wie ihr der Dienst gefiele, antwortete sie:

„Ich mochte dir nur nicht den Schimpf anthun, sonst wäre ich den dritten Tag aus dem Schlosse gelaufen. Jeden Tag heiß’ ich ein Spitzbube und Betrüger, weil das Fleisch gekocht nicht so groß bleiben will, wie es roh gewesen war.“

„Laß nur, meine Tochter,“ erwiderte der Küster, „dem wollen wir schon abhelfen!“ Und als am nächsten Sonntag das Vorläuten verklungen war, kroch er hinter den Altar und versteckte sich daselbst.

Nun war aber die Edelfrau eine gar fromme Dame,

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/74&oldid=- (Version vom 1.8.2018)