paar Metzen warf er auf das Dach, und auch vor das Thor legte er einige Stücke. Dann lief er in die Küche und rief:
„Frau, du bist doch wie die andern alle! Kaum haben wir ein bißchen Geld in der Tasche, so wirtschaftest du ins Blaue hinein und läßt unsern Herrgott draußen Kringeln regnen und bückst dich nicht einmal darnach, sie aufzuheben!“
„Mann, bist du nicht klug?“ gab ihm die Bäuerin zurück. „Kringeln hat’s geregnet?“
„Gewiß doch, sieh selbst nach,“ erwiderte der Mann.
Da schaute die Bauersfrau zum Fenster hinaus, und als sie die vielen tausend Kringeln auf dem Hof erblickte, war sie aller Freuden voll, lief hinaus und sammelte ein paar Stunden lang und füllte drei große Fleischtonnen voll.
Den andern Tag sagte der Bauer:
„Höre, Frau, als ich neulich in der Stadt war, hab’ ich erfahren, unser König habe sich neue Soldaten verschrieben mit langen, spitzen, eisernen Schnäbeln. Damit picken sie vornehmlich auf die Frauensleute und stechen sie tot. Heute sollen sie durch unser Dorf kommen. Ich werde das große Waschfaß über dich stülpen, dann finden sie dich nicht. Mich sollen sie auch nicht bekommen, ich verstecke mich auf dem Boden.“
Da setzte sich die Bäuerin in großer Angst nieder, und der Bauer stülpte das Waschfaß über sie. Dann ging er in den Hühnerstall, fing alle Hühner und trug sie auf den Flur, streute Gerste aus, um das Waschfaß herum und oben darauf, und: Pick, pick, pick! fraßen
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)