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fand, den Hofjäger darüber zur Rede zu stellen, hatte Hans seinen Wagen anspannen lassen, war eingestiegen und auf und davon gefahren in die Stadt zurück.

Ein paar Tage darauf feierte der reiche Kaufmann seinen Geburtstag und lud den Amtmann und den dicken Edelmann zum Festmahle ein; denn die beiden waren seine guten Freunde. Als sie gegessen hatten und von dem starken Weine ihre Zungen gelöst waren, nahm der Kaufmann den Amtmann beiseite und sagte zu ihm:

„Mein lieber Freund, wir haben bisher Freud und Leid gemeinsam getragen, so will ich dir auch meinen jüngsten Schmerz nicht verhehlen: Des Königs Hofjäger hat um meine Tochter angehalten, und ich habe sie ihm auch zugesagt; er hat sie aber nicht genommen, sondern hat sie sogar noch obendrein beschimpft.“

„Mit mir hat er es auch so gemacht!“ platzte der Amtmann heraus.

„Da können wir einander die Hände reichen,“ pustete der dicke Edelmann, „bei mir ist er ebenfalls gewesen.“

Das war nun zwar ein Trost im Unglück, daß sie einander nichts vorzuwerfen hatten; der Trost war aber auch recht schwach. Sie beschlossen darum, alle drei gemeinsam den Hofjäger beim Gericht zu verklagen, daß er nachweise, was er gesprochen, oder gehenkt würde.

Als der König von der Klage hörte, sprach er zu seiner Frau, der Königin:

„Mutter, ich muß heute der Gerichtsverhandlung beiwohnen, vielleicht kann ich dem Hofjäger noch in etwas zu nutze sein.“

Nach diesen Worten ging er hin auf das Gericht,

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)