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„Na ja,“ sprach Lottchen, „er mag in der Küche sitzen bleiben.“

„Um Mittag hole ich ihn ab,“ sagte das Mütterchen und ging zum Hause heraus in die Stadt hinein.

Kaum war die Alte fort, so lief Lottchen zu dem Fräulein und rief: „Gnädiges Fräulein, das alte Weib, das immer betteln kommt, hat uns ihr Enkelkind in der Küche gelassen. Das ist dumm, taub und stumm, aber ein hübscher Kerl, so einfältig es auch in die Welt schaut.“

„Lottchen,“ antwortete das Fräulein, „was meinst du? Ich hätte längst gern gewußt, wie ein Kuß von[1] einem Manne schmeckt.“

„Dann ist der Junge der rechte,“ sprach Lottchen, „der kann nichts nachsagen.“

„Führ ihn zu mir herein!“ sagte das Fräulein eifrig, und Lottchen brachte den Jungen in die Stube, daß er dem Fräulein einen Kuß gäbe. Er that aber so einfältig, daß er dastand, wie ein Stock, und sich nicht rückte und rührte.

„Lottchen, gieb ihm einen Schupps!“ rief das Fräulein.

Da gab ihm Lottchen einen Schub, daß er auf das Fräulein fiel und sie zur Erde riß. Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte, sagte sie:

„Lottchen, ich will und muß wissen, wie ein Kuß schmeckt!“

Da ergriff Lottchen den Jungen beim Kragen und drückte seinen Mund auf den des Edelfräuleins; er wollte aber nicht küssen. Jetzt ward Lottchen ärgerlich, zog eine Nadel aus dem Latz und stach damit den Jungen in den

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)