weiter. „Wer kauft Ziegelschutt! Immer fünf Sack für ein halbes Viert Kurant!“
Eine Zeit lang ertrugen es die Bürger; dann ward ihnen der Thorheit zu viel, und sie jagten die ganze Gesellschaft zum Thore hinaus.
Nun wollten sich die Bauern rächen und beschlossen, den Kuhhirten in der Nacht tot zu schlagen. Doch dieser ahnte ihre böse Absicht und sprach deshalb zu seiner Frau, als er mit ihr zu Bette ging:
„Leg du dich heute vorne hin, ich möchte auch einmal an der Wand schlafen!“
Wie nun in der Nacht die Bauern kamen, schlugen sie die Frau tot; denn sie glaubten, der Mann läge vorne.
Am andern Morgen stand der Kuhhirte auf und nahm seine tote Frau, setzte sie auf den Schlitten und stellte ihr einen Korb Eier auf den Schoß, daß es aussah, als lebe sie noch und wolle die Eier verkaufen. Dann fuhr er mit ihr in die Stadt. Dort trat ein reicher Mann an den Schlitten, der wollte gerne Eier kaufen.
„Was kostet die Mandel?“ fragte er.
Die Frau gab keine Antwort. Er fragte zum zweiten und zum dritten Male; als sie aber immer nicht antworten wollte, ward er ärgerlich und gab ihr einen Backenstreich, daß die Leiche das Gleichgewicht verlor und hintenüber stürzte.
„Aber, lieber Mann,“ kam da der Kuhhirt gelaufen, „was hat er mit meiner Frau angefangen!“ Und als er sie tot hintenüber liegen sah, schrie er ach und weh
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)