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erwiderte der Küster und strich die hundert Thaler ein, „ich werde die alte Hexe über neun Grenzscheiden tragen. Wenn das nicht hilft, dann hilft nichts mehr.“

„Thu’ er das, Küsterchen,“ sagte der Pastor, „ich werde auch recht für ihn beten.“ Sprach’s und ging davon.

„Jetzt ist er genug gerupft,“ dachte der Küster, „die Federn müssen ihm wieder wachsen!“ Er nahm den Sack mit der alten Großmutter und ging damit, als es dunkel wurde, auf den Kirchhof.

Wie er aber in das Gebüsch kam, saßen da zwei Diebe, die hatten dem Großbauern den ganzen Speck aus der Räucherkammer gestohlen. Als sie den Küster mit dem grauen Sacke auf dem Buckel erblickten, dachten sie, es wäre ein Gespenst, und flohen davon und versteckten sich hinter einem Grabhügel; die beiden Säcke mit Speck ließen sie unter dem Buschwerk zurück.

„Ende gut, alles gut!“ sagte der Küster, nahm die beiden neuen, weißen Säcke mit Speck und kehrte damit in das Schulhaus zurück, die alte Großmutter aber ließ er liegen.

Nachdem er fort gegangen war, sprachen die Diebe unter einander:

„Was ist denn das? Grau kam es an, und weiß geht es fort!“ und sie bekamen einen solchen Schrecken, daß sie am liebsten über die Kirchhofmauer auf und davon gegangen wären. Doch in den Säcken stand ihr Namenszeichen, das konnte sie verraten; sie machten sich also auf, um den Speck wieder aufzuladen. Als sie nun statt der zwei Säcke nur den einen Sack erblickten, freuten sie

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)