sie und rührt den Teig ein. Thu’ er mir den Gefallen, und schaff’ er die alte Hexe noch einmal auf den Kirchhof.“
„Das dritte Mal thu’ ich ’s nicht“, sagte der Küster eifrig, „sonst hat der Teufel teil an mir.“
„Ach Küster, lieber Küster,“ jammerte der Pastor, „die Alte macht mich grauhaarig vor der Zeit. Hier sind noch einmal fünfzig Thaler.“
„Gut, Herr Pastor,“ antwortete der Küster, „Euch zuliebe will ich Leib und Seele daran wagen.“
„Lohn’s ihm Gott,“ sagte der Pastor, „und den Teig schaffe er auch beiseite! Was die Toten angerührt haben, dürfen die Lebenden nicht essen!“
Der Küster schaffte darauf die alte Großmutter und den Mehlteig in das Schulhaus, und die Küsterin hatte wieder den ganzen Tag zu schaffen, daß sie den schönen Weihnachtskuchen in ihrem Backofen gar bekam. Der Küster sann indessen nach, wie er dem Pastor einen neuen Streich spielen könne.
Endlich hatte er’s gefunden: Der Pastor hatte in seinem Pferdestall eine braune Stute, einen roten Wallach und ein zweijähriges Fohlen zu stehen, das im nächsten Jahre eingespannt werden sollte. Auf das Fohlen nun hatte es der Küster abgesehen.
Er schlich sich, als es dunkel wurde, auf den Pfarrhof und zog das Fohlen aus dem Stalle. Draußen setzte er ihm die alte Großmutter auf den Rücken und band sie mit einem Stricke fest, daß sie nicht herunterfallen konnte; dann gab er ihr eine geladene, gespannte Pistole in die Hand und führte das Füllen in den Wald hinaus und band es dort an einen Fichtenbaum. Darauf ging er wieder
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/119&oldid=- (Version vom 1.8.2018)