blutige Messer in die Hand, daß es aussah, als habe sie die Tiere umgebracht.
Am andern Morgen wollte das Mädchen futtern; da sah sie die Bescherung.
„Herr Prediger, Herr Prediger,“ rief sie erschrocken, „Großmutter hat alle Schweine umgebracht! Auf dem einen sitzt sie und hat das blutige Messer noch in der Hand.“
„Du mein Gott!“ schrie der Pastor und kam mit der Nachtmütze in den Schweinestall gelaufen. „Die alte Frau hat’s doch mit dem Bösen gehalten. Wie ist’s möglich! Wie ist’s möglich!“
Darauf lief er zum Küster und erzählte ihm die Geschichte.
„Aber Herr Pastor,“ antwortete dieser, „das kann ich gar nicht glauben; ich hab’ die alte Großmutter ja gestern erst begraben!“
Sprach’s und ging mit dem Prediger in den Schweinestall.
„Hu, hu, hu!“ rief er und trat drei Schritte zurück, „es ist doch richtig!“
„Küsterchen“, sprach der Pastor und that gar freundlich, ei so freundlich, „bring’ er sie noch einmal auf den Kirchhof!“
„Nein, damit geb’ ich mich nicht wieder ab“, entgegnete der Küster.
„Hier sind fünfzig Thaler,“ erwiderte der Pastor; und als der Küster das Geld blinken sah, lachte ihm das Herz im Leibe, und er sprach:
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/117&oldid=- (Version vom 1.8.2018)