„Hinrik, mein Sohn, steig nur wieder hinein!“ antwortete die Alte; denn sie glaubte, er wäre aus dem Bette gefallen, weil er das Ehemannsleben noch nicht gewöhnt war.
Aber Hinrik gab sich damit nicht zufrieden; sondern weinte und schrie nur um so mehr, bis die Mutter Licht anzündete. Da sah sie den Ziegenbock, mit der Pflugleine um die Hörner, am Bette stehen und Hinrik unter dem Hühnerreich liegen; aber die junge Frau war verschwunden.
Nun war die Not groß, und sie liefen mit Licht in den Garten und suchten bis zum hellen Morgen und den ganzen andern Tag, und die Bauern im Dorfe halfen ihnen; aber die junge Frau war längst über alle Berge, und sie fanden sie nicht.
So mußte Hinrik, wie vordem, ohne Frau auskommen und mußte mit seiner Mutter haushalten und ledig leben bis an sein seliges Ende; und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er heute noch.
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)