und schaute trübselig vor sich hin und aß und trank nicht mehr, obwohl er noch großen Hunger hatte.
Der jungen Frau aber wurde himmelangst zu Mute, und sie sprach bei sich:
„Eine Schüssel voll Eier, eine Erbse und ein Stück Schweinefleisch! Ich kann ihm doch nicht nur Eier kochen, da richte ich mich bald zu Grunde. Das beste ist, ich laufe aus dem Hause hinaus.“
Und so that sie auch. Als das Mahl zu Ende war und sie ordentlich, wie sich’s für eine Bauernhochzeit ziemt, getanzt und gesprungen hatten, kam auch die Zeit, daß sich das junge Paar schlafen legen sollte. Wie sie nun in der Kammer waren, sprach die junge Frau:
„Hinrik, ich habe großen Durst, ich will zum Brunnen und Wasser trinken.“
„Nein,“ antwortete Hinrik, „das erlaub’ ich dir nicht, sonst läufst du mir auf und davon.“
„Hinrik,“ sagte die junge Frau zum andern Male, „ich muß zum Brunnen und Wasser trinken, sonst verdurste ich und sterbe eines elenden Todes.“
Das wollte Hinrik nun auch nicht gerne, und er band seiner Frau die Pflugleine um den Fuß, auf daß sie ihm nicht fortliefe und damit er sie wieder zurückziehen könne, wenn sie zu lange bliebe.
Das machte der jungen Frau jedoch wenig Kummer; sie ging durch die Kammerthüre über den Flur in den Viehstall, wo Pferde und Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine einträchtig neben einander stehen, löste den alten Ziegenbock von der Krippe und band ihm die Pflugleine um
Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/108&oldid=- (Version vom 1.8.2018)