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gekriegt hat!“ und setzte sich mit ihm zu Tisch, wo die andern Gäste schon ihrer warteten.

Nun wollte aber das Unglück, daß die Mutter der Reihenfolge vergaß und die Eier vor den Erbsen auf den Tisch trug. Da langte Hinrik mit seinem großen Löffel in die Schüssel, nahm fünf Eier auf einmal und steckte sie mitsamt den Schalen in den Mund, kaute darauf und schluckte sie herunter. Alle Gäste guckten einander an; aber Hinrik ließ sich nicht stören, sondern nahm zum zweiten und zum dritten Male fünf Eier auf den Löffel und fuhr damit fort, bis die Schüssel leer war und seine Mutter mit den Erbsen und dem Schweinefleisch aus der Küche kam.

„Meines Lebens,“ dachte die junge Frau, „der ißt mehr, als der ganze Hof einbringt!“ und es graute ihr vor dem Manne.

Indem fuhr Hinrik mit dem großen Löffel in die Schüssel und langte eine Erbse heraus, pellte die Schale ab und zerschnitt sie mit dem Messer in acht Teile. Davon nahm er ein Achtel nach dem andern auf den Löffel und steckte es in den Mund.

Als er damit fertig war, griff er in die Fleischschüssel und nahm einen guten Bissen. Nachdem er das Fleisch gegessen hatte, warf er den Knochen, wie das auf dem Lande Sitte ist, unter den Tisch. Da kam ein Hund gesprungen, um den Knochen zu erwischen, und trat dabei Hinrik auf den Fuß. Hinrik jedoch dachte, es sei seine Mutter, die ihn getreten habe, legte den großen Löffel beiseite

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/107&oldid=- (Version vom 1.8.2018)