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Geld Bier vom Brauer kommen lassen, daß die Gäste bei der Hochzeit nicht Durst litten.

Mittlerweile war der Hochzeitstag gekommen. Ehe die jungen Leute zur Trau fuhren, nahm die Mutter jedoch ihren Sohn in’s Gebet und sprach zu ihm:

„Hinrik, mein Sohn, du kannst unbeschreiblich viel essen. Wenn das deine Braut merkt, so läuft sie dir auf und davon. Damit du ein Maß weißt, werde ich dich, wenn es genug ist, auf den Fuß treten.“

Da wurde Hinrik sehr bange zu Mut, und er sagte:

„Mutter, sprich weiter, ich will alles thun, was du mir sagst.“

„Hinrik, mein Sohn, zuerst kommen Erbsen auf den Tisch,“ fuhr die Alte fort, „davon nimmst du auf einmal nicht mehr und nicht weniger, als fünf, auf den Löffel und steckst sie in den Mund. Darnach giebt es Eier; du nimmst dir eins aus der Schüssel, pellst es ab und teilst es in acht Teile und nimmst ein Achtel nach dem andern auf den Löffel und steckst es in den Mund. Das sieht fein bescheiden und geschickt aus, und deine Braut gewinnt dich lieb.“

Hinrik war zwar sehr behullig; aber das fürchtete er denn doch zu vergessen, das war ihm zu lang. Er sprach darum, während sie zur Trau fuhren und während die Schulkinder sangen und der Pastor die schöne Predigt hielt und während der Rückfahrt, immer vor sich hin:

„Erst fünf auf einmal, dann abpellen und acht Teile, und wenn Mutter auf den Fuß tritt, aufhören.“

Der jungen Frau wurde angst und bange dabei; aber sie dachte: „Das macht die Freude, daß er dich

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Ulrich Jahn: Schwänke und Schnurren aus Bauern Mund. Mayer & Müller, Berlin 1890, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Jahn_Schwaenke_und_Schnurren_aus_Bauernmund.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)