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Aber zwei Mönche, die wir für einige Rosenkränze biss Kaub mitnahmen, hatten unserm Rheinwein schon vorgestern so stark zugesprochen, dass wir uns heute in Bingen mit Noh-Wein begnügen müssen.

Unser Schiff hat ein herrliches Ansehn, und ist mit allen Bequemlichkeiten versehen, die wir uns wünschen können. Wir schlafen und haben unser Visiten-Zimmer darinn. Du musst dir darunter aber keine Plätte vorstellen, auf der wir vor zwei Jahren unsere Reise von Ulm nach Wien gemacht haben, oder ein Fahrzeug, wie sie auf der Elbe gehen. Dort ist die Schiffsbaukunst wegen des Flusses selbst, in der unbehilflichsten Kindheit; man reis’t dort selten zum Vergnügen, und wir haben ja selbst die Erfahrung gemacht, dass auf der Donau bei aller Herrlichkeit der Landschaft und allem Reichthum der Einwohner ausser den Städten kein Schiff zu miethen ist. Aber hier gehört es zur guten Erziehung, wenigstens ein Mahl in seinem Leben die köstliche Rheinreise gemacht zu haben. Es gab so gar eine Zeit, wo diese Gegend in dem Auslande sich in eine Berühmheit gesetzt hatte, die von St. Petersburg biss Neapel ging. Man fragte nicht mehr: Haben Sie die Schweiz bereis’t? – Sind Sie auf dem Rhein