Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Privatabsichten sich leiten zu lassen. Glücklich genug ist noch ein Land, wenn da, wo Dummheit und Blödsinn auf den obersten Stufen herrschen, die Umstehenden das Unglück noch verhüten, welches ein völliger Einsturz des in schwachen Händen befindlichen Gebäudes verursachen könnte. In der Ungebundenheit des höhern Adels und in der Unmöglichkeit von Seiten der Bürger, ihren trotzigen, recht zum allgemeinen Schaden ausgesuchten Anmassungen Schranken zu setzen, lag schon lange ein Keim, der für die Zerstörung mächtig aufzuschiessen anfing.
Ich hoffe es von den nächsten Jahren der Ruhe, dass sie die arabische Monstrosität dieses Doms in einen einfachen Tempel umschaffen werden. Die zwei oder drei köstlichen Stücke der Bildhauerkunst, die sich hier befinden, verdienen erhalten zu werden, und kein Franke wird die Miene verziehen über das herrliche Denkmahl des Grafen LAMBERG, der zu Anfange dieses Jahrhunderts die französische Armee aus Mainz vertreiben half. So oft ich dieses Meisterstück des Meisels betrachte, stimmt sich mein Herz zum stillen Ernst, und zur sanften Theilnehmung an dem Manne, dem sein Vaterland die Rettung von jenen zügellosen Horden verdankte.
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/70&oldid=- (Version vom 17.7.2023)