Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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Kleinigkeit der Abgaben ward im Lande selbst verzehrt, und unter den Pfälzern selbst wieder in Umlauf gesetzt. So gingen die Einkünfte von dem hessischen Antheil nach Kassel, von den Niederlanden nach Wien, von dem Herzogthum Aremberg nach Brüssel, und keiner der Grafen und Herren wohnte auf seinen Gütern. Ich will nicht läugnen, dass noch ein Theil der Schulden aus dem Kriege des vorigen Jahrhunderts diesen Ländern anklebt, und dass die damahligen königlich-französischen Räuberhorden, die am Rhein ihre Schande verewigten, selbst die Veranlassung dazu gegeben haben. Aber die Schulden der neuern Zeiten sind anders entstanden. Dort baute Einer ein Schloss, das eine halbe Million Gulden kostete, weil es ihm in dem alten nicht mehr gefiel; hier will ein Anderer mit königlichem Glanze bei der Kaiserkrönung erscheinen; ein Dritter braucht das Geld, um sich ein glänzendes Hofglück zu verschaffen; ein Vierter, um eine militärische Charge zu kaufen; ein Fünfter, um der Nimrod dieses Jahrhunderts zu werden, und Armeen von – Hunden und Katzen ernähren zu können; ein Sechster, um Maitressen zu bezahlen; ein Siebenter, ein Achter und ein Neunter – wer kann es erzählen, wozu sie es gebraucht haben? Schulden,
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/63&oldid=- (Version vom 7.7.2023)