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Warum eigentlich Pater MARTIN’S Poesieen ausser dem katolischen Deutschland Jedermann unbekannt sind, ist nicht schwer auszumitteln. Sie sind zu einem Gesangbuche gesammelt, das nicht in den Buchhandel kam, und in dem Schwalle anderer Scharteken unterging. Vielleicht weiss mancher nicht ein Mahl, dass MARTIN Dichter ist, oder der Wusst seiner Legenden und seines Palmgärtleins schreckt von seinen Gedichten zurück, denn in jenen Werken ist der ganze mönchische Aberglaube erschöpft. Wahrlich! es ist baare Unmöglichkeit, grössern Unsinn zu sammeln, als dort geschehen ist. Pater MARTIN steht unter den Mönchen als Stern der ersten Grösse da! und in der That, man muss zweifeln, ob einem gemeinen Kopfe solche Zusammensetzungen der barokkesten Abenteuerlichkeiten hätten gelingen können.

Eine zweite alte Merkwürdigkeit von Kochem ist die Karfreitags-Prozession, die ich vor einigen Jahren selbst noch in ihrem grössten Glanze gesehen habe. Jetzt ist sie zum Verdrusse aller Kochemer per mandatum eingestellt, und die Wirthe, die den meisten Vortheil davon hatten, beten Feuer vom Himmel herab, um die ketzerische Rotte zu verschlingen, die es gewagt hat, Hand an das heiligste Heiligtum zu legen. Schon unter der