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Rhein bewunderten. Das Land ist viel dürrer, und die Berge drängen sich so dicht an die Ufer an, dass man bissweilen kaum zu Fusse auf einem schmalen Pfade durchkommen kann. Doch schlängelt sich dieser da und dort auch durch kleine romantische Thäler und bebuschte Wiesen. Die Dörfer liegen aneinander, aber Städte giebt es nicht (ausser dem altem Kochem), selbst kaum ein grosses schönes Dorf. Die Ursachen der schlechten Kultur liegen nicht entfernt. Der Mensch lebt hier bloss von dem Weinbaue. Aber der Wein, den er baut, von Zell an biss nach Winningen herab, ist so schlechter Art, dass er sich nur von groben Kehlen geniessen lässt. Der Bauer verdient kaum sein Brot dabei. Andere Erwerbszweige hat er nicht, keinen Feldbau, und kaum ein wenig Gartenbau, der ihn kärglich mit Obst versieht.

Die Fahrt von Beilstein nach Kochem ist sehr romantisch, und da, wo die Mosel von überhängenden Felsenwänden eingeengt ist, krönen dunkle Wälder, die hohen Bergrücken und kleine Inselchen schwimmen mitten auf dem Flusse, die aber meist mit dürrem Flugsande und kleinen Kieselsteinen überschüttet sind. Die alten Ruinen sind fast eben so häufig, als am Rhein, doch gewähren sie die köstlichen Ansichten nicht, ihre