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Mosel zieht sich gegen Abend ein romantischer Weg hin, den ich seiner Einsamkeit wegen an den schönen Sommermorgen lieb gewinnen möchte. Erst geht er durch Weinberge und an einer saftigen Wiese vorbei, in ein angenehmes Wäldchen. Hier kann man entweder über den Berg zurückkehren, oder biss an das nächste Dörfchen wallfahrten, wo es herrliches Obst und gute Menschen giebt. Priedern heisst das Dörfchen und liegt bescheiden hinter Bäumen versteckt, so dass man, wenn man auf dem Flusse vorüber fährt, es kaum bemerken kann.

Hundert Schritte unter Beilstein trotzt ein ungeheuerer Berg, Ketert genannt, auf dessen Spitze man eine herrliche Aussicht geniesst. Vor sich hat man die Höhen von Büchel, Kellberg und Nürburg, ein wenig zur Rechten die herrlichen Gefilde des Meienfeldes, die in der Ferne an die Wolken anstossen, und in der Gegend von Münster sich dem Blicke verschliessen; hinter sich den Hunsrücken biss hinter Kastellaun, mit vielen Dörfern, die wie auf einer Landkarte zerstreut liegen. Wenn dieser ungeheuere Berg auf einer Ebene des Hunsrücks läge, so würde man von seiner Spitze mit einem guten Fernrohre biss an die Grenze von Lothringen sehen können.