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tragen sie weisse leinene Kittel, wie gewöhnliche Röcke gemacht. Man kann von dieser Kleidung auf den ersten Blick die Angehörigen dieser drei Partheien erkennen. Auf dem Meienfelde trägt man über den Rock von blauem oder braunem Tuche den leinenen Kittel des Hunsrückers, und sieht mehr auf saubere und feine weisse Wäsche, als in diesen Gegenden. An der Wäsche, scheint mir, lässt sich vorzüglich auch die Wohlhabenheit eines Landes erkennen. Der Östreicher und der Baier halten mehr darauf, als der Deutsch-Böhme, und der Westfälinger; der Schwabe und Franke mehr, als der Niedersachse und Preusse, und selbst der Schlesier, der die trefflichste Leinwand produzirt, trägt schmutzigere Wäsche, als sein Nachbar, der Mähre.

Die Kleidung des weiblichen Geschlechts ist geschmacklos. Auf dem Meienfelde scheint sie mir am einfachsten und besten. Die Mädchen tragen auf dem Kopfe eine steif gefütterte Mütze, die in eine Haube mit einer falschen Spitze verändert werden muss, so bald sie heirathen. Man kann allso hier mit Recht sagen: das Mädchen wird unter die Haube gebracht. Dem Busen wird auch ein freierer Spielraum gelassen, als an der Mosel, wo Alles enge und platt zusammen gedrückt