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und zugleich so schmackhaft gefunden habe, als hier. Das ist aber auch Alles. Der Roggen ist nur sehr schlecht, und Obst kennt man gar nicht. Wenn die Kirschen reifen, fahren die Bauern an die Mosel, und kaufen da ein Paar Ladungen auf, die sie hier wieder um einen dreifachen Preis absetzen. Wenn ein Mahl ein Apfel guter Art aufkommt, so wird diess als eine ausserordentliche Erscheinung und als ein Segen des heil. VINZENZ betrachtet, der hier und in eilf Dörfern sich das Patronat-Recht ersessen hat, d. h. dessen unbegreifliche Wunder die Einwohner bewogen haben, sein Bild vor andern Heiligen über den Altar zu stellen, und sein Fest mit grossen Feierlichkeiten zu begehen.

Eilf Dörfer sind nach Kellberg eingepfarrt, und manche sind über eine starke Meile von der Mutterkirche entfernt. Die Unbequemlichkeiten, die daraus für die armen Leute entstehen, sind sehr gross. Wer wird von einem Bauer dieser Gegend fordern, dass er sein Kind ein Paar Tage ungetauft liegen, oder seine Frau ohne Abendmahl und letzte Ölung sterben lassen soll? Und in diesem Zustande befinden sich die Leute täglich. Oft werden sechs und mehr Stunden erfordert, ehe der Priester mit seinen Heiligtümern bei dem Kranken