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lassen sich die Mönche und Pfaffen nicht nehmen, die mit Baselisken-Augen über die Mädchen wachen. Sobald eine vor der priesterlichen Einsegnung schwanger wird, deutet man mit Fingern auf sie, und sie muss in der Kirche in einem besonders dazu bestimmten Sitze knieen. Sie darf keine Haube, wie die andern Mädchen, tragen, und sich eben so wenig zu den Weibern halten.

In Münster, wo ich übernachtete, ist ein Kollegiatstift, bei dem die Pfründen einträglich genug sind, um müssigen Pfaffen ein vergnügtes Leben zu verschaffen. Man schlägt die Einkünfte einer solchen Pfründe gewöhnlich auf 3 biss 400 Rthlr. an. Die Kanonizi dieses Stiftes sind die unwissendsten Menschen, die ich unter allen Pfaffen dieses geschlagenen Landes gefunden habe. Es konnte aber auch nicht anders kommen, weil es der Kurfürst selbst se wollte. Er vergab die Pfründen seiner Stifter an die Kinder seiner Räthe und Günstlinge, wenn jene noch in der Wiege lagen. Wenn der junge Kanonikus heranwuchs, so bedeutete ihm männiglich, dass er gar nicht nöthig hätte, sich den Kopf mit Wissenschaften zu verderben, indem schon hinlänglich für sein zukünftiges Leben gesorgt wäre. Der junge Mensch durchlief allso die Schule, und bezog die Akademie