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eben so zurück, nachdem sie sich und ihr Vaterland im Auslande prostituirt hatten. Es flogen Gänse über’s Meer, konnte man mit Recht von ihnen sagen. Und eben diese Leute waren es, die das lauteste Geschrei erhoben, wenn es ja einer wagen wollte, Hand an das scheusliche Ungeheuer zu legen, das so unerschütterlich in dem Tempel des Geschmackes hier am Rheine thront. Seht da den Pedanten, ruften sie laut, der sich seiner Koblenzer Sprache schämt; seht da den Affen, der zeigen will, dass er in Sachsen gewesen ist. Und diess waren nicht etwa nur die Gassenjungen des Hofes, die so schrieen. Nein, die Herren in den Dikasterien machten selbst den Leuten Vorwürfe, die an dem Geschäftsstile bessern wollten. Bei der Erziehung ward auf die Muttersprache gar kein Bedacht genommen. Die Priester, denen die Jugend anvertraut war, lästerten alles, was nicht auf lateinischen Krücken daher stolperte, oder es äusserte, dass die deutsche Sprache noch etwas mehr als Wachtstubensprache wäre. Dazu kam nun die Verschiedenheit der Regierungen und der Religion in diesen Ländern. Lutherisches Deutsch [1] war eben so verhasst, wie der Lutheraner selbst.

  1. So nennt man in den katolischen Ländern die hochdeutsche Mundart. Ob darum, weil LUTHER zuerst die deutsche Sprache zu reinigen, und richtig zu schreiben anfing, oder, weil die Protestanten allein in Deutschland nur Deutsch verstehen, oder, weil man durch diese Benennung alle gläubigen Katoliken von der Erlernung der hochdeutschen Mundart abschrecken will? Das letzte scheint sich mit dem Charakter der Jesuiten und anderer Obskuranten am ersten vereinigen zu lassen.