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Unstreitig hat die Abneigung der Rheinländer, fremde Länder zu besuchen, am meisten diese Roheit der Sprache verschuldet, besonders am Mittelrhein. Dort zittert der Jüngling, wenn er über die Grenze seines Vaterlandes oder auch nur aus seiner Vaterstadt treten soll. In dem dumpfen Qualm des häuslichen Lebens erzogen, und ausgebrütet unter den Vorurtheilen seiner Landsleute hasst er Alles, was einen fremden Anstrich hat. Der Handwerker, wenn er ja auf Reisen geht, wandert nach Östreich und Baiern, wo es oft noch schlimmer steht, als in seinem eigenen Vaterlande. Leute vom gelehrten Stande wagten sich zwar bissweilen nach Norden, aber was thaten sie da? Sie trieben Pandekten auf protestantischen Universitäten, die sie eben so gut in ihrem Vaterlande hätten lernen können, aber an Geschmacksstudien dachte — Keiner; vielweniger an die Verfassung fremder Länder, an fremde Sitten und Gebräuche. KLEMENS WENZEL, weiland Kurfürst von Trier, pflegte vor zehn Jahren, wie ich Dir schon ein Mahl gesagt habe, junge Leute auf protestantische Universitäten und auf Reisen zu schicken. So gut das gemeint sein mochte, so wenigen Nutzen hat es gestiftet. Ohne Bildung, ohne Vorkenntnisse traten die Leute ihre Reisen an, und kamen