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befugt, zur Poligamie oder Ehescheidung zu schreiten, wird sich aber vorbehalten, auch ausserdem Kebsweiber zu gebrauchen. Die Geilheit hat ihn verführt zu starken Getränken, hitzigen Speisen, sogar spanische Fliegen einzunehmen, wovon er beinahe gestorben wäre. Auch seiner Gemalin hat er stimulantia beibringen wollen, so jedoch vermieden worden. Leuten vom geringsten Pöbel erzählt er Alles aus seinem Ehebette. Er meint zu beweisen, dass die Gemalin durch Verweigerung der ehelichen Pflicht sich schuldig gemacht, ob sie schon eilf Kinder gebracht; aber er versteht unter ehelicher Pflicht obiges Karessiren.

Die Fürstin war indessen nach Berlenburg gegangen, und der Prinz darüber so aufgebracht, dass er auf Ehescheidung ex capite malitiosae desertionis drang. Er wählte sich schon im voraus eine Beischläferin, ein Bauermädchen aus Grenzhausen, ohne alle Erziehung und Sitten, die ihm aber sehr werth war, weil sie sich alle Liebkosungen, sie mochten noch so geschmacklos sein, gern gefallen liess. Er führte sie in Triumphe in sein Schloss, und schrieb seiner Gattin einen sehr beleidigenden Brief, wovon das Bildniss der neuen Geliebten die Einlage war. Die Fürstin dachte