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Koblenz ist eine artige Stadt mit schönen, aber nicht sonderlich breiten Strassen, die alle äusserst stille sind, und nur von einer starken Besatzung belebt werden können. Wenn man auch nicht wüsste, dass man in einer katolischen Stadt wäre, so würde man es schon an dem äussern Ansehen der Häuser erkennen, die sich zu dem Phlegma ihrer trägen bigotten Bewohner recht gut passen. Lebhafter sieht es in dem neuangelegten Theile der Stadt aus. Hier sind die meisten Häuser im neuesten Geschmacke erbaut, und ich möchte sagen, die Bewohner auch schon anders, denn sie haben meist ihre Bauten auf Spekulation unternommen, und waren allso darum schon von dem Stumpfsinne und der Faulheit ihrer Mitbürger ferne.

Das einzige, was Koblenz KLEMENS WENZEL’N zu verdanken hat, ist seine Verschönerung; aber dafür hätte sich freilich weit etwas besseres thun lassen. Palläste bauen ohne Geld, und Vorstädte anlegen, ohne sie zu bevölkern, bleibt immer ein schlechtes Stück Arbeit. Hätte man dafür Fabriken angelegt, den Künsten und den Handwerkern aufgeholfen, den Weinbau verbessert, die Wissenschaften unterstützt und den Aberglauben verbannt, so würden auch jetzt noch die Republikaner den Namen des Kurfürsten mit Dankbarkeit