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Postmeister in Weilburg nicht gefällig war, Pferde zu schaffen. Von dergleichen Nachlässigkeiten nimmt das Oberpostamt in Frankfurt gar keine Notiz, so viele Klagen auch darüber einlaufen. Doch diess ist es noch nicht allein, was die taxischen Posten Abschreckendes haben. Sie wissen noch dazu jetzt mit dem Postgelde nicht Maass und Ziel zu halten. Jeder Posthalter setzt es so hoch an, als er die Börse des Reisenden taxirt, und so sind dann die Beispiele nicht selten, dass man für einen Wagen mit zwei Pferden auf zwei Meilen 8 Reichsgulden und drüber bezahlen muss. Ich begreife es nicht, wie mehrere deutsche Reichsstände dergleichen Brandschatzungen noch dulden, und warum sie einen Vortheil, den sie ihren eigenen Ländern zuwenden könnten, einer Familie gönnen, die kein anderes Verdienst um Deutschland hat, als dass ihre Ahnen ein Mahl die Post in diesem Reiche in Gang gebracht haben. Der Reisende muss von den Posthaltern die ärgsten Grobheiten ertragen; weil gegen sie ausser den Hauptstädten keine Justiz administrirt werden kann. Wenn die Fürsten auch nicht mehr thun wollten, so sollten sie doch wenigstens die taxischen Posthalter vor ihre eigenen Gerichte ziehen und keine fremde Gerichtsbarkeit in ihren Ländern dulden.