Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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sie wahrscheinlich das Opfer der gerechten Wut eines gedrückten Standes geworden sein.
Der Edelmann betrachtet in dieser Gegend die Bauern nicht besser als sein Vieh, das nur zur Bequemlichkeit der Menschen da ist, und weiter nichts braucht als vier Elemente und Hafer. Selbst der Kurfürst begreift es nicht, dass seine sogenannten Unterthanen jetzt nicht im Stande sind, ihm Abgaben zu entrichten. Er begnügt sich darum nicht mit demjenigen, was ihm Augsburg und Ellwangen abwerfen, sondern lässt sich auch noch vom Rhein Geld kommen. Er würde aber auch gewiss eben so leicht den Ämtern, die noch diesseits von dem Kurfürstentume übrig geblieben sind, alle Abgaben erlassen, wenn ihm Jemand begreiflich machte, dass sie bei den gegenwärtigen Umständen nichts zu geben im Stande sind. Ein schlechter Minister eines schwachen Fürsten ist ein doppelter Würgengel im Lande.
Wenn die Landbewohner in dieser Gegend an den Bettelstab gekommen sind, so hat gerade das Gegentheil bei den Städtebewohnern statt gefunden. Montabauer, ein artiges kleines Städtchen, war vor dem Kriege ein ziemlich armer Ort. Man fand vielleicht nicht Eine reiche Familie darin. Jetzt ist der Überfluss auffallend. Man findet keine
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/187&oldid=- (Version vom 4.11.2023)