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Die sogenannten Weltpriester werden zwar in 30 Jahren aussterben, und die Republik wird für bessere Pastoren sorgen. Aber 30 Jahre noch in den Händen wüster Pfaffen!!

Hier, wo in einigen Dörfern und kleinen Städten Protestanten und Katholiken beisammen wohnen, ist der Unterschied nicht auffallend. Wo sie aber abgesondert sind, da kann man beide auf den ersten Blick unterscheiden. Ich erinnere mich noch aus meinem Knabenalter, dass die Katholiken meines Dorfes in dieser Kunst äusserst geschickt waren. Wenn sich ein Protestant irgendwo blicken liess, ohne dass man ihn vorher schon gesehen und gekannt hatte, so schrie Alles: ein lutherischer Kalbskopf! ein lutherischer Kalbskopf! und ich weiss mich wenigstens nicht zu entsinnen, dass man geirrt hätte.

Der Protestant hat ein viel freiereres Gesicht, edlere Mienen, einen feinen Zug von Schwärmerei (der bei dem Katholiken äusserst grob ist). Er trägt das Haar gewöhnlich länger und hinten von einem Kamme zusammen gehalten. Sein Gruss ist: guten Tag, und nicht ein mechanisches: gelobt sei Jesus Christus. Mir klingt nichts hässlicher, als dieses: gelobt sei Jesus Christus, das Einem in den katholischen Städten und Dörfern