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nur einige Aussicht zu einer gesegneten Ernte verspricht, machen sich diese Harpien auf die Beine, baares Geld in der Tasche und Honig auf der Zunge. Meist sind sie schon Gläubiger der Weinbauer. Sie drohen mit Aufkündigung des Kapitals, mit Erpressung der rückständigen Zinsen, und bringen es durch allerlei unerlaubte Mittel dahin, dass ihnen die armen bedrängten Leute die Hoffnung auf ihren Herbst verkaufen. Nicht minder schädlich sind die Weinschenken. Diese haben schon ihre bestimmten Familien, denen sie alle Jahre ihren Wein abkaufen. Braucht der Bauer Geld, wie dies fast durch das ganze Jahr der Fall ist, so geht er zu seinem Abnehmer, borgt auf den kommenden Herbst, bringt das Geborgte durch, und fängt wieder von neuem zu borgen an. Man hat mir in Mainz Beispiele dieser Art erzählt, die allen Glauben übersteigen.

Wie sehr der Weinbau selbst durch dieses Unwesen leidet, scheint die jenseitige Regierung nicht zu bekümmern. Wenn der Bauer nicht für sich selbst arbeitet, so weiss man, dass nichts con amore geht. Im Frühjahre geht er in seinen Weinberg, aber was soll er sich mit dem Beschneiden und Jäten viele Mühe machen? Die kommende Ernte lacht ihm nicht entgegen, längst hat sie der