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in jenem Falle riskirt der Wucherer, dass vielleicht der Messidor, den er den Brat- und Koch-Monat nennt, nicht gut ausfällt, und der Wein schlechter geräth, als man Anfangs nach Wahrscheinlichkeiten berechnet hatte. Ich glaube nicht zu übertreiben, wenn ich behaupte, dass es vielleicht von Mainz biss Koblenz, und von Trier biss Koblenz keine zwanzig Weinbauer giebt, die ihren Wein über den Brumaire hinaus unverschuldet im Keller haben. Dadurch geht nun der eigentliche grosse Nutzen verloren, den man aus dem Weinbaue ziehen kann. Es giebt Fälle, wo der Wein, wenn er vier oder fünf Jahre alt ist, noch drei und vier Mahl so theuer verkauft werden kann, als wenn er im ersten Jahre, oder wohl gar von der Kelter losgeschlagen werden muss. Die Zeit der Veredlung geht dann für den Verkäufer verloren, und mit ihr dasjenige, was den Wein am kostbarsten macht, und die meisten Liebhaber anlockt.

Die grössten Wucherer in diesen Gegenden sind die Pfaffen und Weinschenken in den kleinen und grossen Städten. Bei jenen findet man auch die edelsten Weine. Sie häufen aus dem Ertrage ihrer fetten Pfründen im Winter so viel baares Geld auf, dass sie im Stande sind, im Herbst ihre Keller zu füllen. So bald der Sommer da ist, und