Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris | |
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verdrängt und das feuchte Klima der Thäler von der frischen Bergluft geläutert.
Die ehemahlige Verfassung der Pfalz war im hohen Grade despotisch. Es gab hier keine Landstände, und Alles hing von dem Willen des Hofes ab. Das Elend der Pfälzer stieg zum höchsten Grade, als der Kurfürst seine Residenz von Mannheim nach München verlegte. Das Interesse der regierenden Minister vertrug sich nicht lange mit dem Wohl der Unterthanen. Man fing an von allen Seiten zu brandschatzen, und, um sich selbst die Quellen des vielfältigsten Genusses nicht zu verstopfen, verfielen die Minister auf drei Dinge, die zu dem völligen Unglücke noch fehlten: Diensthandel, Zölle und Lotto. Was nur irgend eine Stelle war, die ihren Mann ernähren konnte, wurde öffentlich ausgeboten und von den Ministern an den Meistbietenden verkauft. Es ist allgemein bekannt, dass zwei Assessorate am Reichskammergerichte auf diese Art besetzt worden sind. Dagegen lässt sich nun freilich nicht viel sagen, weil die Kandidaten in Wetzlar nach Beschaffenheit der Umstände ein scharfes Examen aushalten müssen, ehe sie wirklich eingeführt werden, desto mehr aber gegen die Verkaufung der Ämter im Lande selbst. Am meisten wurde auf die sogenannten
Johann Nikolaus Becker: Beschreibung meiner Reise in den Departementern vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik, in Briefen an einen Freund in Paris. Christian Gottfried Schöne, Berlin 1799, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:JN_Becker_-_Beschreibung_meiner_Reise_1799.pdf/122&oldid=- (Version vom 25.10.2023)