Seite:JN Becker - Beschreibung meiner Reise 1799.pdf/121

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

schwebten Reiher, und ersahen sich in der Wildniss ein Häschen zum Raube. Die Geister der zwei grossen Menschen schienen durch das alte Gemäuer zu rauschen. Ich schrieb an den Felsen die herrlichen Verse BÜRGER’S:

Für Tugend, Menschenrecht und Menschenfreiheit sterben,
Ist höchsterhabner Muth, ist Welterlösertod:
Denn nur die edelsten der Heldenmenschen färben
Dafür den Panzerrock mit ihrem Herzblut roth.
Für blanke Majestät, und weiter nichts verbluten,
Wer das für gross und schön, und rührend hält, der irrt:
Denn das ist Hundemuth, der eingepeitscht mit Ruthen
Und eingefüttert mit des Hofes Brocken wird.

Simmern ist ein todtes Städtchen von etwa 3500 Seelen. Es liegt ganz angenehm in einem Thale, in dem ehemahligen Noh-Gau, drei Meilen von Bingen, und war die Hauptstadt des Fürstentums Simmern. Wir fanden durchaus in diesen Gegenden einen schönern Schlag Menschen, als wir in den Thälern des Rheins verlassen hatten. Alle Mannspersonen sind wohlgewachsen, und haben eine glückliche Gesichtsbildung. Die Trägheit der Rheinländer, die nur im Frühlinge und Herbst in Thätigkeit gesetzt wird, wird hier durch den Ackerbau