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der Verlobung. Herr Krümchen kam im Laufe des Gesprächs nochmals auf das Wort Barbar und die Erklärung des Doktor Michelin zurück. „Ha“, rief Ernst aufspringend, „mir fällt was ein, ich will schnell laufen, mir den Bart schneiden lassen“, doch auch Regina sprang auf: „Nein, der Bart bleibt!“ rief sie energisch, „du gefällst mir im Bart viel besser, als früher.“ „Aber dann bin ich doch ein Barbar!“ „Das bist du auch“, entgegnete sie, „aber wenn du anders wärst, könnte ich dich nicht so liebhaben.“ Wieder schmiegte sie sich an ihn, weich und zärtlich, wie die Ranke an den Eichenbaum.

Als sie endlich schieden, rief Ernst: „Wie glücklich werde ich jetzt ins Feld zurückkehren, wo mir der höchste Lebenspreis als Siegespreis winkt.“ „Ja, ja“, klagte die Mutter, „aber Regina lernt jetzt das allgemeine Leid kennen, einen Geliebten im Krieg zu wissen.“ „Gott Dank, daß ich nicht mehr bloße Zuschauerin bin“, rief Regina, „wenn ich mittrage am allgemeinen Leid, nehme ich auch teil an der allgemeinen Erhebung. Ich werde tapfer sein, wie ein Barbar.“ „Wenn auch ohne Bart“, lachte Papa Krümchen.

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Aurel von Jüchen: Frauenleben im Weltkriege. Xenien-Verlag, Leipzig 1915, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:J%C3%BCchenFrauenlebenImWeltkriege.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)