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Lorenz Oken (Hrsg.): Isis

Seetzen. In England angekommene Briefe, von Konstantinopel vom 2. Nov. 1815 widersprechen als gewiß der Sage von Seetzens Tod, des berühmten Reisenden, der seit 16 Jahren Klein-Asien, Palästina, Aegypten und Arabien mit unermüdlichem Eifer durchsucht. Diese Briefe versichern, er werde vom Iman (Priester) von Sana in Yemen gefangen gehalten. Der Iman vermeinte einen reichen Fang gethan zu haben, war aber sehr verdutzt, als er bei dem Reisenden nichts als einige Werkzeuge zum Sterngucken, dürre Kräuter und etwa 600 Piaster fand. Man darf hoffen, daß man diesen unternehmenden Mann nicht lang werde in dem Gefängniß zu Sana schmachten lassen; sondern daß durch die Verwendung irgend eines mächtigen Fürsten bei der Pforte, seine Freiheit werde bewirkt werden. Es wäre eine der brittischen Regierung würdige Handlung, zu diesem Behufe ihren Einfluß anzuwenden.

Was weiß man in Gotha, von dessen Herzog bekanntlich Seetzen so freigebig unterstützt worden, obschon er fast nichts als Kisten voll Turbane und bekannte arabische Handschriften schickt, was weiß sein Bruder im Jeverischen hierüber? - Wenn man bedenkt, daß Seetzen schon 16 Jahre in Aegypten und Arabien herumreist, und doch in dieser Zeit noch gar nichts zu Tage gefördert, ja kaum eine neue, interessante Notiz herüber geschickt hat, die der Bekanntmachung werth gewesen wäre; so muß man fast bedauren, daß solche Unterstützung nicht einem andern zu Theil geworden ist. Was haben dagegen in viel kürzerer Zeit Niebuhr; Forskal gethan! Auch ist es wunderlich, ganz allein in jenem Sande herum zu waten. Was konnte, was kann aus solch übel berechnetem Unternehmen herauskommen? - Was wir Deutschen machen, fangen wir nur halb an; daher der Spott.

Dieselben Briefe von Konstantinopel melden, daß Hr. Rich, Vfr einer interessanten, kürzlich erschienenen Beschreibung der Ruinen von Babylon, wieder nach Bagdad gekommen ist, um von Frischem Untersuchungen anzustellen.

Während des verflossenen Jahres haben die Herren Richter und Liedman, einer aus Lievland, der andere aus Schweden, ganz Aegypten und Nubien durchforscht. Ober Philoe haben sie prächtige Bau-Ueberbleibsel im aegyptischen Styl entdeckt.

Auf dem Wege von Syrien zurückgekehrt, wandte sich Liedman gen Konstantinopel, sein Kamerad aber gen Nordorst, um zu versuchen, ob nicht bis Bokhara und Bactrien zu kommen sey.

Herr von Haller ist in Konstantinopel ernstlich daran, die Materialien, welche er in Attica gesammelt hat, in Ordnung zu bringen.

Geographie des Mittelmeers. Der Kutter Chevrette unter Hauptmann Gauthier, dem Frankreich einige hydrographische Werke dankt, segelte im April von Toulon ab, um die Lage der Vorgebirge und Küsten rings ums mittelländische Meer zu bestimmen. Aehnliche Aufnahmen werden bereits auf königl. Befehl an den Küsten des atlantischen Meeres ausgeführt. Die Charten dieser Küsten wurden zwar unter Ludwig XVI mit der für jene Zeit möglichen Richtigkeit verfertigt; allein der König fühlt die Wichtigkeit, seine Seeleute mit so genauen Charten zu versehen, als sie bei dem Fortgang der Wissenschaften und der Verbesserung der Werkzeuge möglich sind. Es steht unter der Leitung von Mr. Beautems Beaupre nebst einigen Ingenieurs und Erdmessern als Gehülfen.

Das Schiff Le Solide, welches unter Hauptmann Marchandet eine Entdeckungs-Reise um die Welt macht, zu der Mr. Fleurieu den Plan entworfen, ist nach der Insel Bourbon geseegelt.

Mausoleum für Loreneo Pignotti. Zu Pisa hat Stefani Ricci von Florenz, Professor der Ausstechkunst an der Akademie der schönen Künste in Florenz das Mausoleum von Marmor, welches nächstens zum Gedächtniß des berühmten Dichters und Geschichters Lorenzo Bignotti aufgerichtet wird, vollendet.

Der vermögende Künstler hat mit höchster Meisterschaft in einem Kunstsarg von griechischer Form, den weinenden Genius der Poesie, gestützt auf das Abbild des Dichters, mit der rechten eine umgestürzte, auslöschende Fackel, mit der linken eine Lor-Krone haltend, dargestellt. Am Fuß des Monuments sieht man einige Charten, dann die Zither, die komische Larve, und die Peitsche der Satyre. An der Schwelle liest man folgende Innschrift:

Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Oken (Hrsg.): Isis. Brockhaus, Jena 1817, Seite 107–108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Isis_1817_54.jpg&oldid=- (Version vom 2.7.2020)