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Karl Leberecht Immermann: Waldmährchen. In: Schriften, Band 10: Münchhausen, Theil 3. S. 141-186

um. Ein dürrer, sonderbar mißfarbiger Stecken lag in seiner Hand. Er stand zwischen Gestein, welches sich zu einer Kluft wölbte, die aber nicht eben mächtig war. In der Tiefe klangen schrillende, pfeifende Töne, wie sie die großen Eulen von sich zu geben pflegen. Die Gegend umher war wie verwandelt. Es war eine mäßige Anhöhe, kahl und ärmlich, mit unbedeutenden Steinen übersäet, zwischen denen auf der einen Seite nach der Tiefe zu durch feuchtes Erdreich der Weg hinableitete, den er heraufgekommen war. Von den großen Felsblöcken war keiner mehr zu erschauen. Ihn fror, obgleich die Sonne hoch am Himmel schien. Es bedünkte ihn, als habe sie denselben Stand, wie damals, als er ausgegangen war, den Zweig zu holen, der nun zum dürren Stecken in seiner Hand geworden war. Er ging den Pfad über die Steine hinab, das Wandern fiel ihm beschwerlich, er mußte sich auf den Stecken stützen, das Haupt hing auf die Brust hinab, er hörte seinen Othem, der mühsam aus ihr hervordrang. An einer schlüpfrichten Stelle des Pfades glitt er aus und mußte sich am Gebüsch halten. Dabei kam ihm seine Hand dicht vor das Auge, die sah grau und runzlicht

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Karl Leberecht Immermann: Waldmährchen. In: Schriften, Band 10: Münchhausen, Theil 3. S. 141-186 . Schaub, Düsseldorf 1839, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Immermann_Waldmaehrchen.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)