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mit seinem Pensum fertig geworden ist, nach der Hinterseite einer Stuhllehne zu greifen. Sie brennt wirklich schon. Die Sache könnte gefährlich werden. Zum Glück aber wird eine andere Stuhllehne, auf welcher ein Bedienter stehenden Fußes etwas geschlummert hat, dieses gewahr, droht ihren Reiter abzusetzen, und so wird die Schwester vermuthlich noch gerettet. Der junge Mensch reibt und kratzt sich Kopf und Herz, um sich zu ermuntern, und scheint alles Mögliche zu thun für einen Beiläufer-Supernumerarius. Denn so was ist er bloß; das eigentliche galonnirte Ministerium schläft. Die Gemälde im Salon sind nicht schauderhaft und blutig, wie die im Verlobungs-Zimmer, sie gehen vielmehr ganz auf ruhige, kaltblütige Erbauung. Es sind hauptsächlich vier Heilige mit ihren Glorien. Man kann zwar die Glorie des vierten vor Lichterdampf nicht sehen, aber auf ihre Gegenwart aus der völlig gleichen Einfassung schließen. Herr Ireland hält diese für die vier Evangelisten. Das sind sie nun wohl nicht. Der Mittlere von den dreien ist offenbar der heilige Andreas mit dem Kreuze seines Namens, und die Figur, die ihm zur Rechten hängt, eine Heilige, vielleicht eine Madonna mit dem Kelche, und der vierte hält ein Schwert in der Hand. Was sollte einem Evangelisten das Schwert? Mit dem Degen in der Faust schreibt man keine Evangelia, man erklärt sie bloß den Leuten damit, und das ist eine neuere Erfindung. Die heiligste Figur unter allen scheint die zu seyn, wovon der Vorhang nur das nackende Füßchen sehen läßt. Das ist Schade! Wären wir früher gekommen, wie die jungen Herren noch da waren, so hätten wir Alles sehen können. – O! Madam! Madam!

So wie unser Künstler durch den liederlichen Contrast in den Gemälden des Salons auf die Grundsätze der Moral des jungen Ehepaars hingewiesen hat, so zeigt er uns nun in den Verzierungen des Vorzimmers die ihres Geschmacks. Es ist dieses ein Punkt, der, zumal in diesen Blättern, nicht übersehen werden darf. Hogarth hat nämlich mit großer Feinheit, und überall, wo er nur konnte, den gänzlichen Mangel an Gefühl für das Schöne in den bildenden Künsten sichtbar zu machen gesucht, der in diesen beiden Familien, zumal in der Hochadeligen