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Glückwünschungs-Adresse votirt, die ein junger Mann von bescheidenem Aussehen, wahrscheinlich ein Lehrling, vielleicht selbst ein angehender Weber, also aus Goodchild’s früherem Stande, dem Repräsentanten der ausübenden Gewalt, und somit des Königs, überreichen soll. Dieser hat die Adresse, wahrscheinlich um Einlaß zu erhalten, vorerst dem Büttel überreicht, der sie im hohen Gefühl seiner Amtswürde, dem sogenannten Pöbel (Mob) gegenüber, mit aufgestülpter Nase in der Aufschrift mustert. Die Anderen aus der Mob sind aber nicht so bescheiden, wie der demüthige Lehrling, sondern suchen in dem Gesuch um Einlaß den Tusch der Musik zu überschreien. Wenden wir uns jedoch zu der Gesellschaft im Vordergrunde, denn diese bildet den interessantesten Theil der Versammlung.

Die Herren erweisen dem Diner die höchste Ehre, denn der Eine benagt sogar einen Knochen, während er einen schielenden Blick auf die Gans wirft, die sein Nachbar zerschneidet. Dieser erscheint als das wahre Muster eines Alderman; sein Umfang gibt genügendes Zeugniß, daß eine ungeheure Masse von Schildkrötensuppe (Turtlesoup) auf die Bildung desselben verwandt ist. Seinen Beruf als Alderman erfüllt er vollkommen, denn er feiert nicht einmal während des unangenehmen Tranchirens, und hält einen halbhervorragenden Bissen im Munde. Der Dritte hat sich an der Turtlesuppe den Mund verbrannt, und betrachtet dieselbe mit melancholischen Zügen. Der Vierte ist mit den starken alkoholhaltigen Zuthaten derselben noch nicht zufrieden, und stürzt mit Wohlgefallen einen Becher Wein hinunter, so daß man an eine Anecdote von Swift erinnert wird[1]. Der Fünfte, wie Ireland sagt, ist der Pfarrer einer französisch-reformirten Gemeinde in London, Platelle de Barnet, der mit wohlgefälliger Miene die Turtlesuppe


  1. Swift saß einst in einem Kaffeehause bei einem Alderman, der ihn nicht kannte, welcher zu der mit Madera und Portwein bereits gekochten Turtlesuppe noch Cayenne-Pfeffer und Cognac hinzufügte. Swift unterbrach den Essenden mit den Worten: Herr, erlaubt mir eine Frage. – Was wollt Ihr? – Werdet Ihr nicht Eure Beinkleider durch Winde entzünden.