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heißen Wetter, für den letztern, wenn er es nur halb weiß! Zumal bei dem Verlags-Artikelchen auf dem Arm, das ihn so derb bei der Halsbinde faßt, daß ihm das Gesicht davon zu schwellen scheint. Dem Kinde ist ein Schuh ausgefallen, der unten auf der Erde liegt, vermuthlich bloß, um die durch den Strumpf ganz hervorstehende, nackende Ferse zu zeigen, ein eben so redendes Zeugniß von dem Werth unserer Liebes-Göttin, als Hausfrau, als es die Kopfzierde der Kuh von dem als Ehegattin ist.

Unmittelbar dabei steht ein Wirthshaus mit üppig rankenden Reben, und schweren Trauben und einem Aushänge-Schild, bei dem wir uns ein paar Augenblicke verweilen wollen.

Der Mann, dessen Bildniß da aushängt, ist Sir Hugh Middleton, ein Londonscher Goldschmied, und ein um diese Stadt höchst verdienter Mann. Er führte aus, was man schier für unmöglich hielt, nämlich London aus dem Innern des Landes mit frischem Wasser zu versehen. Er veranstaltete, vom Jahre 1608 an bis 1613, eine Wasser-Leitung von 20 englischen Meilen her aus Hertfordshire, den sogenannten Neuen Strom (the new River), gerade das Wasser, das hier vorbeifließt, und in welches die durstige Betze mit Begier aber unschlüssiger Trägheit hinabblickt. Er büßte bei der Unternehmung sein Vermögen ein. Seine ganze Belohnung war eine neue Last: Adel ohne Vermögen. Ich wüßte nicht, daß er sonst ein Denkmal erhalten hätte, ein Bildniß ausgenommen, das von ihm auf dem Gilde-Saal der Goldschmiede in London hängt und – dieses Bierschild. Dieses leitet zu einigen nützlichen Betrachtungen.

Man irrt gewiß gar sehr, wenn man glaubt, jeder verdiente Mann in England speise im Leben aus Silber und ruhe nach dem Tode unter einer marmornen Decke. Wie mancher ißt da sein ganzes Leben aus freier Faust im Gehen, und findet am Ende sein Ehrendenkmal, wenn er es noch findet, auf einem Gastschilde! Allein freilich ist auch ein solches Denkmal nicht schlecht, wenn anders der Mann nicht schlecht war. Wenn