Seite:Hogarth erklärt von Lichtenberg (Kottenkamp Stuttgart 1840).pdf/165

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

müssen. Man sehe nur das lebendige Rippenstück da, den Hund. Der arme Teufel! Feierte man nicht glücklicher Weise so eben den Sterbetag der Haustochter, er hätte fürwahr heute gewiß den seinigen gefeiert. Er greift zu, ohne den Portionenmesser anzuschlagen. Sehr brav! Gewiß ist auch Niemand unter unsern Lesern, der nicht dem treuen Thiere einen glücklichen Rückzug mit seiner Beute wünschen sollte. Aber man sieht nur nicht, wie ein solcher Rückzug möglich ist, und die Beute vor der Fronte des Feindes zu verzehren, daran ist nicht zu gedenken. Den rechten Flügel zu umgehen ist völlig unmöglich, da commandirt der Alte in Person, der mit gleicher haushündischer, geschärfter Allwachsamkeit Demanten-Ringe zu hüten weiß, und alte Schwarten. Das Rathsamste wäre also, entweder den linken Flügel, wo ohnehin etwas Meuterei herrscht, zu umgehen oder durch die Beine des Apothekers zu brechen, und so vor den alten Doctor und die Seele zu kommen, von deren Verschwiegenheit er überzeugt seyn kann, und ihr den Vortritt abzugewinnen. Wir wollen das Beste hoffen.

In das prachtvolle Bogenfenster (bow-window) mit Glasmalerei, hat offenbar die Haus-Polizei mit ihrem Staub- und Spinnen-Besen ein Paar häßliche Ventilatoren geschlagen, wodurch der Alte veranlaßt wurde, damit nicht das ganze Fenster zum Ventilator würde, jene Gegend künftig von aller Reinigung zu dispensiren. Dieses Friedens bedient sich eine Kreuzspinne, ihr Netz dort in Sicherheit auszuspannen[1]. Hierbei ist es einem doch kaum möglich, sich nicht an die Verse Churchill’s zu erinnern,


  1. Daß das Wappen, welches nicht bloß durch ein Kreuz getheilt ist, sondern überdas noch ein kleines Kreuz enthält, in dem Bogen da hängt, wie die Spinne, die ebenfalls ein Kreuz im Wappen führt, in ihrem Bogen, hat gewiß eine Bedeutung, die ich nicht zu entziffern wage. Doch ist vielleicht schon dieses genug, daß gerade das Thier mit dem Hausherrn einerlei Wappen führt, das wegen seiner liebreichen Uneigennützigkeit, und seines harmlosen Betragens gegen seine schwächern Nebengeschöpfe, welche Geschäfte mit ihm haben, zum Sprüchwort geworden ist.