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Mindesten davon avertirte, ob sich gleich der Vorfall so sehr in der Nähe zugetragen, daß es nicht einmal eines neuen Patent-Gesichtes bedurft hätte, ihn zu entdecken.

Das zweite Bild über der Tapete ist – der Spiegel . Und warum der? O! ganz gewiß hat Hogarth nicht umsonst diesen Spiegel so gehängt, daß dessen Rahmen zugleich zur Einfassung um den Kopf des Sterbenden wird. „Wenn,“ scheint er die thörichte Eitelkeit anzureden, „wenn du dich durch einen Blick in jenen ersten Spiegel mit dem Berg-Schotten und dem Eichhörnchen, noch nicht von deinem Wahne geheilt fühlst, wohlan, so blicke einmal in den zweiten! Wie da! Kennst du die Schminke wohl, die diese Wangen überzieht? Was? O! sey wer du wollest in der Welt, so wird, früh oder spät, sicherlich eine Zeit kommen, da dein dir vorgehaltener Spiegel dir so entgegen blicken würde, wie dieser, so wenig du auch dann fähig seyn möchtest zu empfinden, daß seine Blicke bloß die deinigen sind, die er mit gewohnter Treue wiederholt!“

Ueber der Stubenthüre hängt noch ein drittes Bild, welches Aufmerksamkeit verdient. Es ist dießmal aus dem neuen Testament, und wie man aus dem heiligen Scheine des Mannes und dem Stiere sieht, offenbar der Evangelist Lucas, bekanntlich der Patron der Maler[1], wie auch schon Herr Ireland richtig bemerkt. Er zeichnet also da die merkwürdige Geschichte, und wie man sieht, mit großem Eifer und sichtbarlich gespannter Aufmerksamkeit. Selbst das gehörnte Thier wird darüber


  1. Die Académie de St. Luc zu Rom hat daher den Namen von diesem Evangelisten, und man zeigte sogar Gemälde von santo Luca zu Rom, bis Domen. Manni (del vero pittore Luca Santo in Firenze 1764. 4.) den Ursprung des Irrthums aufdeckte.