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Figur, Figur 77 B 2, so sieht man die Gleichmäßigkeit der sägenähnlichen Enden des Muskels und die Regelmäßigkeit der Fibern, welche fast in paralleler Richtung mit den von ihm bedeckten Rippen laufen.

An Figur 78 B 2, der natürlichen Form eines Körpertheils, wenn er mit der Haut bedeckt ist, läßt sich sehr leicht erkennen, die harte und steife Form sei verschwunden, jedoch noch genug zurückgeblieben, um durch Regelmäßigkeit und Einförmigkeit einen unangenehmen Eindruck zu bewirken. Es muß also eine Veränderung bewirkt werden, die jedoch nur so unbeträchtlich sein darf, daß sie in Betreff der Lage und der Form nicht auffallend ist.

Man verändere die mit 1, 2, 3, 4 bezeichneten Theile, die sich in Figur 77 vollkommen gleichen, und in Figur 78 nicht sehr von einander verschieden sind, zuerst in ihrer Größe, jedoch nicht allmählig von oben nach unten, wie in Figur 79 B 2, noch auch so, daß die eine lang, die andere kurz erscheint, wie in Figur 80 B 2, denn die Einförmigkeit würde hiebei bleiben, sondern man verändere nur die Lage um ein wenig, so daß sie unregelmäßig in einander schlüpfen, wie in Figur 81 dargestellt ist; dann wird die ganze äußere Form jene Mannigfaltigkeit und die überlegene Schönheit erlangen, welche Figur 76 im Vergleich mit 77 und 78 offenbarte. Würde man aber über jenen Theil einen Draht biegen, so erhielte man die Wellenlinie, in welcher Richtung man auch denselben anlegen möchte. Man wird überhaupt bemerken, daß ungeschickte Künstler in Darstellung dieses Körpertheils sich bei weitem mehr der Figur 78 als 76 nahen, wovon letztere aus dem Torso des Michel Angelo, Figur 54 B 1, genommen ist.

Jene Windungen und Wellenlinien wird man an jedem Gliede bemerken, mag dasselbe auch noch so klein und die Linie auch noch so kurz sein. Man wird hier dieselbe Grazie erkennen können, wie an den verlängerten Muskeln des Rumpfes und der Beine. Man nehme z. B. die Finger, wo die Gelenke kurz und die Sehnen straff sind. Alsdann wird man in diesem Gliede, welches den geringsten Spielraum für die Darstellung der Schönheit bietet, in den Runzeln, Grübchen und Gelenkknoten die gewundenen Linien sehr leicht wiedererkennen. Der Finger,