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bedeutendem Umfange, welche mit christlichen Arbeitern betrieben werden, weil aus diesen überhaupt der Arbeiterstamm besteht. Werden gute natürliche Anlagen weniger durch Kapitalbesitz unterstützt, so wenden sich dieselben den mechanischen Künsten zu. Unter den Stempelschneidern, Kupferstechern und Verfertigern optischer und mathematischer Instrumente befinden sich verhältnißmäßig viel Juden. Wenn dieselben das Geschäft der Gold- und Silberarbeiter und der Uhrmacher selten betrieben, so scheint die Veranlassung dazu nur darin zu liegen, daß diese Gewerbe bisher gewöhnlich zunftmäßig bei christlichen Meistern erlernt werden mußten. Wissenschaftliche Studien führen überhaupt zu Stellungen im geselligen Leben, worin der Jude sich in Bezug auf seine Religionsverhältnisse freier bewegen kann; wo Mittel vorhanden sind, sich denselben zu widmen, wird er sich dafür entscheiden. Aber bisher gewährte fast nur das Studium der Arzeneikunde Aussicht auf einen zum Lebensunterhalt hinlänglichen Erwerb. Die Zahl der jüdischen Aerzte übersteigt daher auch sehr weit das Verhältniß, worin die Zahl der Einwohner jüdischen Glaubensbekenntnisses zu den Einwohnern christlicher Religion steht. Während die Juden nur 1/77 der Gesammtbevölkerung sind, und obwohl dieselben überdies nach der zeitigen Medicinal-Verfassung weder Militärärzte noch Kreisphysici werden können, so gehört doch wahrscheinlich wenigstens ein Siebentheil unserer Aerzte zu den jüdischen Glaubensgenossen, oder doch zu den erst neulich daraus zum Christenthum Uebergetretenen. Es scheint nicht zweifelhaft, daß die Juden sich auch in demselben Verhältnisse dem Studium der Rechte und der Kammeral-Wissenschaften zuwenden dürften, sobald ihnen die Aussicht auf gleiche Beförderung im Staatsdienst eröffnet wäre. Im Allgemeinen stellt sich hiernach das Verhältniß so, daß die Judenschaft schon jetzt in den mittlern Regionen des geselligen Lebens

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Johann Gottfried Hoffmann: Zur Judenfrage. Berliner Lesekabinett, Berlin 1842, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Zur_Judenfrage.pdf/25&oldid=- (Version vom 1.8.2018)