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wie jetzt in den Staaten des christlichen Europas der bei weitem überwiegend größte Theil der Einwohner den Anbau des Bodens und alle diejenigen Handarbeiten betreiben würde, welche die Befriedigung der ersten Lebensbedürfnisse fordert; und ebenso dürfte und könnte nur ein kleiner Theil der Einwohner sich den mechanischen Künsten, dem Handel mit allen seinen Hülfsgewerben, der Verwaltung öffentlicher Angelegenheiten und den Wissenschaften widmen, weil nur bei solcher Vertheilung und Verwendung der körperlichen und geistigen Kräfte, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit, häusliches Glück und öffentliche Wohlfahrt bestehen kann. Daß es nur Arbeitsscheu, nur Mangel an Ausdauer und Stetigkeit, nur besondere Neigung zu gewissen Formen des Gewerbes und Verkehrs sei, was die Juden von dem Betriebe körperlicher, namentlich landwirthschaftlicher und Handwerkerarbeiten abhält, ist theils durch klare Thatsachen zu widerlegen, theils durch Verständigung über die zeitige Stellung der Juden zu berichtigen. Als herumziehende Krämer, belastet mit schweren Packen, und als Frachtfuhrleute zeigen die Juden eine Ausdauer in Wind und Wetter, und eine Unermüdlichkeit bei geringer Kost und deshalb schwächlichem Körperbau, wogegen der Vorwurf einer Abneigung vor schweren körperlichen Arbeiten durchaus nicht aufkommen kann. Für den Kleinhandel, das Aufkäufer-, Mäkler- und Wechslergeschäft hat sich in der Judenschaft schon deshalb eine besondere Gelehrigkeit und Gewandtheit ausbilden müssen, weil diese Gewerbe seit Jahrhunderten in Folge theils ihrer bürgerlichen, theils ihrer religiösen Verhältnisse fast die einzigen waren, welche sie betreiben konnten. Die Nothwendigkeit, bei starker Mitbewerbung ihren Unterhalt damit zu verdienen, gab der Erziehung von frühester Kindheit an und der Entwicklung aller Geisteskräfte eine Richtung auf dieselben, welche, durch lebenslängliche Gewohnheit befestigt

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Johann Gottfried Hoffmann: Zur Judenfrage. Berliner Lesekabinett, Berlin 1842, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoffmann_Zur_Judenfrage.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)