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ist die Kunst, wirkungsvoll zu componiren. Fragt daher ein junger Künstler, wie er es anfangen solle, eine Oper mit recht vielem Effekt zu setzen, so kann man ihm nur antworten: Lies das Gedicht, richte mit aller Kraft den Geist darauf, gehe ein mit aller Macht Deiner Phantasie in die Momente der Handlung: Du lebst in den Personen des Gedichts, Du bist selbst der Tyrann, der Held, die Geliebte; Du fühlst den Schmerz, das Entzücken der Liebe, die Schmach, die Furcht, das Entsetzen, ja des Todes namenlose Qual, die Wonne seliger Verklärung; Du zürnest, Du wüthest, Du hoffest, Du verzweifelst; Dein Blut glüht durch die Adern, heftiger schlagen Deine Pulse; in dem Feuer der Begeisterung, das Deine Brust entflammt, entzünden sich Töne, Melodien, Akkorde, und in der wundervollen Sprache der Musik strömt das Gedicht aus Deinem Innern hervor. Die technische Uebung durch Studium der Harmonik, der Werke großer Meister, durch Selbstschreiben bewirkt, daß Du immer deutlicher und deutlicher Deine innere Musik vernimmst, keine Melodie, keine Modulation, kein Instrument entgeht Dir, und so empfängst Du mit der Wirkung auch zugleich die Mittel, die Du nun, wie Deiner Macht unterworfene Geister, in das Zauberbuch der Partitur bannst. – Freilich heißt das Alles nur so viel, als: Sey so gut, Lieber, und sorge nur dafür, ein recht