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Veronika, und er müsse ihr folgen, wohin sie nur wolle, als sey er festgekettet an das Mädchen. Gerade in der Nacht darauf, als er Serpentina zum ersten Mal in der Gestalt einer wunderbar holdseligen Jungfrau geschaut, als ihm das wunderbare Geheimniß der Vermählung des Salamanders mit der grünen Schlange offenbar worden, trat ihm Veronika lebhafter vor Augen, als jemals. – Ja! – erst als er erwachte, wurde er deutlich gewahr, daß er nur geträumt habe, da er überzeugt gewesen, Veronika sey wirklich bei ihm und klage mit dem Ausdruck eines tiefen Schmerzes, der sein Innerstes durchdrang, daß er ihre innige Liebe den fantastischen Erscheinungen, die nur seine innere Zerrüttung hervorrufe, aufopfern und noch darüber in Unglück und Verderben gerathen werde. Veronika war liebenswürdiger, als er sie je gesehen; er konnte sie kaum aus den Gedanken bringen, und dieser Zustand verursachte ihm eine Quaal, der er bei einem Morgenspaziergang zu entrinnen hoffte. Eine geheime magische Gewalt zog ihn vor das Pirnaer Thor, und eben wollte er in eine Nebenstraße einbiegen, als der Conrektor Paulmann hinter ihm her kommend laut rief: „Ei, Ei! – werthester Hr. Anselmus! – Amice! – Amice! wo um des Himmelswillen stecken Sie denn, Sie lassen sich ja gar nicht mehr sehen – wissen Sie wol, daß sich Veronika recht sehnt