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Leser! am drei und zwanzigsten September auf der Reise nach Dresden begriffen gewesen wärest; vergebens suchte man, als der späte Abend hereinbrach, Dich auf der letzten Station aufzuhalten; der freundliche Wirth stellte Dir vor, es stürme und regne doch gar zu sehr, und überhaupt sey es auch nicht geheuer in der Aequinoktialnacht so ins Dunkle hineinzufahren, aber Du achtetest dessen nicht, indem Du ganz richtig annahmst: ich zahle dem Postillion einen ganzen Thaler Trinkgeld und bin spätestens um ein Uhr in Dresden, wo mich im goldnen Engel oder im Helm oder in der Stadt Naumburg ein gut zugerichtetes Abendessen und ein weiches Bett erwartet. Wie Du nun so in der Finsterniß daher fährst, siehst du plötzlich in der Ferne ein ganz seltsames flackerndes Leuchten. Näher gekommen erblickst Du einen Feuerreif, in dessen Mitte bei einem Kessel, aus dem dicker Qualm und blitzende rothe Strahlen und Funken emporschießen, zwei Gestalten sitzen. Gerade durch das Feuer geht der Weg, aber die Pferde pruhsten und stampfen und bäumen sich – der Postillion flucht und betet – und peitscht auf die Pferde hinein – sie gehen nicht von der Stelle. – Unwillkührlich springst Du aus dem Wagen und rennst einige Schritte vorwärts. Nun siehst Du deutlich das schlanke holde Mädchen, die im weißen dünnen Nachtgewande bei dem Kessel kniet. Der Sturm