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Zeit unsere Bühne von den schmachtenden, empfindelnden alten Mamsells nicht leer; die traurigen Reste der empfindsamen Periode, in die ihre Blüthezeit fiel; jetzt ist das nun längst ganz vorbei, und es wäre Zeit, die Corinnen in die Stelle treten zu lassen.

Ich. Du meinst doch nicht die herrliche Corinna, die Dichterinn, die im Vatikan in Rom gekrönt wurde – den herrlichen Myrthenbaum, der in Italien gewurzelt, seine Aeste bis zu uns herüber gerankt hat, daß, in seinem Schatten ruhend, uns des Südens Blumendüfte umsäuseln?

Berganza. Sehr schön und poetisch gesagt, wiewol das Bild etwas gigantesk ist, da der von Italien bis nach Deutschland herüber reichende Myrthenbaum wirklich im größten Styl gerathen! – Uebrigens habe ich jene Corinna gemeint, die als über die Blüthezeit der Weiber hinaus ausdrücklich geschildert, wie ein wahrer Trost, ein wahres Labsal für alle alternden Frauen erschienen, denen nun das Thor der Poesie, Kunst und Litteratur angelweit geöffnet wiewol sie zu bedenken hätten, daß sie nach meinem richtigen Grundsatz schon in der Blüthezeit Alles seyn mußten, und Nichts mehr werden können. – Ist Dir die Corinna nie zuwider geworden?

Ich. Wie wäre das möglich gewesen? – Mir freilich, wenn ich sie mir als im Leben, wirklich zu mir