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INFERNO

„Laßt, die ihr eingeht, jede Hoffnung sinken“,
Laßt, die ihr eingeht, hinter euch die Glut
Von allen Wünschen still ertrinken –

Laßt, die ihr eingeht, hinter euch die Klagen,

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Ruhmlos versickerte das rote Blut –

Ihr wart, und das hat niemand viel zu sagen.

Laßt, die ihr eingeht, eure müden Hände
Über euch streicheln, als das letzte Gut
Von Leidgenossen an des Handelns Ende.

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Laßt, die ihr eingeht, der Verzweiflung Ringen

Und eine letzte haßerfüllte Wut
Euch noch ein letztes Mal erklingen.

Denn auch dies eine wird euch abgerungen
Auch dieser letzte Lebenston bald ruht

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In ewiger Starrheit eingezwungen.


Laßt, die ihr eingeht, jedes Hoffnungswerben,
Dies zu bezwingen nützt kein Heldenmut:
Den Tod mit dem Bewußtsein, nie zu sterben.

Empfohlene Zitierweise:
Sophie Hoechstetter: Vielleicht auch Träumen. Müller, München und Leipzig 1906, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hoechstetter_Vielleicht_auch_Traeumen.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)