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Die höchsten Wasserstände des Mains nach dem Pegel zu Aschaffenburg.

Das dermalige Hochwasser hat zu Vergleichen mit den früheren hohen Wasserständen schon vielfach Veranlassung gegeben. Nachstehend veröffentlichen auch wir eine uns von geschätzter Hand zugekommene Uebersicht von Hochwasserständen des Maines.

Jahr Tag, Monat Pegelstand Bemerkungen.
1682 26. Januar 7,03 Starker Eisgang. Das Wasser stand 6 Fuß hoch über der Krahnenmauer. Zur Erläuterung sei hier bemerkt, daß man in früherer Zeit die gewöhnliche Wasserhöhe des Mains zu 3 Fuß annahm. Die sog. Krahnenmauer (vermuthlich Schloßfundament), welche zur steten Beobachtung der Wasserhöhe diente, wurde auf 21 Fuß angeschlagen; ein Wasserstand von 24 Fuß galt als Hochwasser. Die Bezeichnung „6 Fuß über der Krahnenmauer“ entspricht sonach einem Wasserstand von 30 Fuß.
1784 1. März 6,86 Der Main war schon lange zugefroren gewesen, das Eis hatte eine Dicke von 3 Fuß erreicht. Am 27. Februar fiel ein starker Schnee, – Tags darauf, 28. Februar, trat ein plötzlicher Platzregen ein und eben so plötzlich ging der Main mit einem Hochwasser auf, so daß die Bewohner in der Nähe des Mainufers kaum Zeit fanden, ihre Wohnungen zu räumen. Das Eis, die angeschwemmten Floßböden, Holländer- und anderes Holz beschädigten die Brücke und Häuser, rissen die Wendelinuskapelle jenseits und das Gartenhaus der Oberkellerei diesseits der Brücke fort.
1664 1. Juni 6,27 Das Wasser floß über die Krahnenmauer.
1845 31. März 6,27 Nach einem starken Eisgang im Monat Januar ging bei einer strengen Kälte und ungeheurem Schneefall im Februar der Main wieder zu. Bei anhaltender Kälte erlangte das Eis eine große Dicke. Am Sonntag den 23. März wurde auf dem Maine eine Kegelbahn eröffnet, die Küfer machten Fässer und die Fischer improvisirten eine Fischbäckerei. Am 25. März stellte sich Regen bei großer Wärme ein und Sonntag den 30. März (Palmsonntag) hob sich das Eis durch den Druck des oberländischen Eises. Rapid wuchs das Wasser, so daß die Brücke gesperrt werden mußte. Die Wache zog ab und auch der Examinator verlegte seine Wohnung in die Stadt. In der Fischergasse konnte die Kommunikation nur vermittelst Nachen und einer Nothbrücke unterhalten werden. Eine ungeheuere Masse Holz schwemmte auf dem Maine vorbei und auch hier nahm das Wasser einen großen Holzstoß mit fort.
1882 27. November 6,08 Das große Hochwasser wurde durch lange anhaltendes Regenwetter, das den zuvor gefallenen Schnee rasch schmolz, und durch einige Wolkenbrüche in der oberen Maingegend veranlaßt. Die Flüsse und Bäche traten allenthalben aus und richteten an Gebäuden, Feldern und Wiesen bedeutenden Schaden an; auch manches Menschenleben ging durch die Fluthen oder deren Wirkungen zu Grunde. Der Bahnverkehr mußte an vielen Orten durch die Ueberschwemmungen der Bahnkörper und die Dammrutschungen unterbrochen werden.
1876 20. Februar 5,68 Die Pegelhöhe zeigte bereits am Samstag den 19. Hochwasser, welches am 20. (Sonntag) Mittags seinen Höhepunkt erreicht hatte, die untere Fischer- und Löherstraße und die Frankfurter Chaussee waren überschwemmt; der Postverkehr mit Miltenberg, Obernburg, Großostheim wurde eingestellt und die Brücke abgesperrt. Leider sollte das Hochwasser auch zu einem Unglücksfalle Veranlassung geben. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag wurde ein Gefährt, dessen Führer das Wasser passiren und die Brücke noch erreichen zu können glaubte, vom Wasser ergriffen und von der Chaussee abgeschwemmt. Pferde und Gefährt wurden abgetrieben, dem Kutscher gelang es, einen Baum zu umklammern, von wo ihn unter Einsetzung des eigenen Lebens die drei braven Schiffer Josef Geiger, Karl Geiger und Nikolaus Glaab noch während der Nacht glücklich retteten.
1862 3. Februar 5,68 Die untere Fischergasse, so wie die Frankfurter Chaussee waren unter Wasser gesetzt, weßhalb die Postomnibusse nach Großostheim und Miltenberg ihre Fahrten einstellen mußten. Ebenso war der Telegraphenverkehr nach Darmstadt in Folge umgestürzter Telegraphenstangen unterbrochen.
Empfohlene Zitierweise:
Historische Hochwasser in Aschaffenburg. Aschaffenburger Zeitung, Aschaffenburg 1882, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Histhw_main_ab_intelligenz_blatt_2_gr.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)