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hatte, welche keinem Kaufmann aus dem Binnenlande es wehre, ihre Schiffe zu besteigen. In erster Linie vertrauten wohl die Ravensburger sich und ihre Waren genuesischen Schiffen an. Ein Beispiel davon aus dem Jahr 1466 wird uns später näher beschäftigen. Ein zweites aus dem Jahr 1492 möge hier Platz finden. Damals fuhr ein genuesisches Schiff, welches unter anderem Güter der Ravensburger Gesellschaft an Bord hatte, wahrscheinlich auf dem Rückweg aus Spanien an Nizza vorbei, wurde aber von einem nizzardischen Piraten erspäht und gekapert; der Luzerner Magistrat verwandte sich für die Gesellschaft bei der Herzogin von Savoyen, damit ihr das Geraubte wieder ausgefolgt werde[1]. Aber so geläufig dieser Weg über Genua den Ravensburgern wegen ihrer sonstigen Beziehungen zu der ligurischen Seestadt sein mochte, es war nicht ihr einziger, auch nicht einmal der nächste. An einen zweiten zu denken, veranlassen uns folgende Umstände. Aus dem Zollregister von Barcelona, welches uns vorhin beschäftigte, war zu ersehen, dass die deutschen Kaufleute, welche diese Stadt besuchten, an dasselbe Zollamt gewiesen waren wie die savoyischen, d. h. die aus der vereinigten Grafschaft Savoyen-Piemont kommenden. Diese an sich auffallende Zusammenkoppelung erklärt sich einerseits dadurch, dass die deutschen und die savoyischen Kaufleute unter denselben Bedingungen im Reiche Aragon zugelassen waren[2], andererseits höchst wahrscheinlich auch dadurch, dass die Kaufleute aus (Süd-)Deutschland häufig mit denselben Schiffen ankamen wie die aus Savoyen-Piemont. Nun machten aber die letzteren, wenn sie sich nach Spanien einschiffen wollten, sicher nicht den Umweg über Genua. Ihnen lag vielmehr Nizza als Abfahrtshafen bequemer, überdies innerhalb des eigenen Landes. Diesen selben Hafen besuchten aber auch unsere Ravensburger, wenn sie nach Spanien reisten oder von da zurückkamen. Wir schliessen


  1. Urk. im Anh. Nr. XIV.
  2. Gemeinsamer Privilegienbrief vom 7. Januar 1420 bei Capmany T. IV, p. 215–218.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Heyd: Die grosse Ravensburger Gesellschaft. J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, Stuttgart 1890, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heyd_RV_32.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)